Schon die Bedarfserhebung vor Workshop-Start hat gezeigt, dass KI in den meisten Agenturen längst Einzug gehalten hat. „Es ist großartig, mit welcher Offenheit man dieser Technologie gegenübersteht. Allen ist zu 100 Prozent bewusst, dass man jetzt ins Handeln kommen sollte, und dass man auch das gesamte Team mit auf die Reise nehmen muss“, meint der KI-Experte Helmut Vorraber, der seine Expertise den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Verfügung stellte. Ein großes Thema ist nach wie vor, aus der Fülle an Software exakt jene Grundwerkzeuge auszuwählen, die sich reibungslos in den Arbeitsalltag integrieren lassen und sich rasch rentieren, ohne wertvolle Zeit in Testphasen zu stecken.
Wertschöpfung neu denken: Beratung schlägt Handwerk
Bei aller Begeisterung sind auch Sorgen und Ängste fixe Begleiter beim Einsatz von KI im Agentur-Alltag. „Es gibt natürlich die Befürchtung, über kurz oder lang die Leistung nicht mehr rechtfertigen zu können, weil die Arbeit in der Wahrnehmung des Kunden ja eh die KI erledigt“, so Vorraber. Er plädiert deshalb für ein Umdenken: Agenturen sollten ihre Rolle stärker als strategische Wegbegleiter definieren, die Marken-Essenz, Tonalität und Kampagnenlogik erarbeiten, während die „handwerklichen“ Schritte von KI-Systemen unterstützt werden. Wer Konzepte, Pitches oder Angebote mithilfe generativer Modelle in einem Bruchteil der bisherigen Zeit visualisieren kann, gewinnt an Qualität und Tempo – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einer ohnehin schon schnelle Branche. Es geht um Geschwindigkeit, kombiniert mit klarer strategischer Führung.
Rechtliche Grauzone
Über die rechtlichen Hintergründe und den aktuellen Stand der Dinge gab Nikolaus Forgó, Professor für IT-Recht und Rechtsinformatik an der Uni Wien Auskunft. Nach wie vor überwiegen die Unklarheiten: Urheber- und Datenschutzfragen sind weiterhin offen, auch der AI-Act der EU dürfte kurzfristig keine klare Linie bringen, sodass belastbare Präzedenzfälle wohl erst in einigen Jahren zu erwarten sind. Die Empfehlung lautet jedenfalls, den KI-Einsatz transparent offenzulegen, die AGBs upzudaten, um ein gewisses Maß an Rechtssicherheit zu haben, und Auftraggeber ehrlich über Chancen und Risiken zu informieren. Wer mit Augenmaß vorgeht, kann schon heute die Chancen der KI nutzen, ohne in Panik zu verfallen. Insgesamt steht die Kreativbranche also vor einem doppelten Sprint: Sie muss die Technologie verstehen und parallel ihre Geschäftsmodelle anpassen. Wer KI als Turbo für Strategie, Schnelligkeit und Visualisierung einsetzt, statt sie als Bedrohung wahrzunehmen, wird vorne liegen.
Workshop-Präsentationen:
KI zur Effizienzsteigerung in Agenturen
KI im Kreativen Prozess