KI? Ja eh … aber wie genau?
Ein schnelles Video für den Kampagnenstart? Am besten gleich mit Musik? Dazu ausführliche Deep Research und die schnelle Erstellung der Präsentation? Dass all das geht, ist bekannt. Aber was soll die Kreativbranche damit wirklich machen? Wie soll man mit all der Fülle umgehen? Michael Katzlberger, ausgebildeter Grafik Designer und ausgewiesener Experte in Sache KI, navigierte durch die Fülle der generativen Kreativ-Tools.
„Wir müssen damit rechnen, dass uns die Künstliche Intelligenz abhängt.“ Das Szenario, das Michael Katzlberger zu Beginn seines Vortrags skizziert, stimmt nicht gerade fröhlich. Um es auf den Punkt zu bringen: KI leistet gerade ganze Arbeit – auch wenn es darum geht, Ratlosigkeit und Verunsicherung zu hinterlassen: Die Kreativbranche sieht sich mit Entwicklungen konfrontiert, die keinen Stein auf dem anderen lassen. Das erzeugt – jenseits der vielbeschworenen Chancen und Möglichkeiten – auch große Verunsicherung. Michael Katzlberger will dem entgegenwirken, es geht ihm vor allem darum, Ängste abzubauen, erfolgreiche Use Cases zu zeigen und die Menschen zu motivieren und zu inspirieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn schließlich tun sich auch neue Geschäftsfelder auf, wenn traditionelle Bereiche wegbrechen.
Creative Consultant als Zukunftsmodell?
Wie stark KI kreative Prozesse und Abläufe bereits jetzt beeinflusst, zeigt Michael Katzlberger anhand von Praxisbeispielen, etwa der Markteinführung eines fiktiven Produkts. Der KI-Kampagnen-Workflow habe sich entscheidend verändert, und zwar vom Kundenbriefing über die Ideenfindung bis zur Produktion. Hier ortet der Experte übrigens eine Chance für die Älteren innerhalb der Branche: Gerade die Bewertung und die Einordnung von Ergebnissen und die Überprüfung der Qualität erfordern jahrelange Erfahrung und Know-how – Eigenschaften und Fähigkeiten, die erfahrene Kreative mitbringen. Die Rolle wird sich also verändern, Kreative werden immer mehr zu Kurator:innen der kreativen KI-Ergebnisse, „die Kreativbranche wird mehr in Richtung Consulting gehen“, so Katzlberger, der sich bereits seit 2016 intensiv mit künstlicher Intelligenz beschäftigt.
Chance für kleine Agenturen
Die Fülle der Möglichkeiten bringt aber auch Chancen für kleine Agenturen, die bei den tausenden von KI-Tools aus dem Vollen schöpfen und ein völlig neues Portfolio aufbauen können. Vorausgesetzt, sie sind fit dafür und wissen, wie man die Tools richtig einsetzt. „Wichtig ist vor allem zu wissen, was man eigentlich will und wie viel Budget zur Verfügung steht“, so Katzlberger. Und noch etwas: „KI ist kein Taschenrechner!“ Ihre Ergebnisse hängen ganz stark davon ab, wie die einzelnen Tools gebrieft werden, und das erfordert Know-how im Prompting und generell im Umgang mit KI. Sich dieses Wissen jetzt anzueignen, ist absolut unumgänglich, denn wer sich jetzt im Bereich KI ins Zeug legt, der wird daraus langfristig einen Wettbewerbsvorteil lukrieren können. Dazu zählt auch, Beratungskompetenz gegenüber den eigenen Kunden aufzubauen, indem man beispielsweise Unternehmen und Mitarbeiter:innen für KI begeistern und die Angst davor nimmt, Beratungen und Schulungen in Kooperation mit lokalen KI-Profis durchführt und herausfindet, wo in den Unternehmen KI sinnvoll eingesetzt werden kann.
Exponentielles Wachstum
Eins steht jedenfalls fest: Global gesehen stehen die Zeichen klar auf „arms race“: Das KI-Wettrüsten ist in vollem Gang, es werden Milliarden in Rechenzentren investiert, um jene Entwicklungen voranzutreiben, an deren Ende früher oder später – wahrscheinlich eher früher – die Artificial General Intelligence (AGI) stehen wird. Das Wachstum in Richtung dieser Allgemeinen Künstlichen Intelligenz verläuft exponentiell. Gerade sind die KI-Agents – also digitale Helfer, die selbstständig individuell designte Arbeitsabläufe übernehmen – in aller Munde, mit AGI werden die Karten dann noch einmal neu gemischt, so Katzlberger. Ein genauer Zeitrahmen dafür sei seriöserweise nicht zu nennen, aber innerhalb der nächsten 5 Jahre könnte es so weit sein.
Michael Katzlberger beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Kreativwirtschaft, berät Unternehmen und gibt sein Wissen in Seminaren, Lehrveranstaltungen und Gastvorträgen im In- und Ausland weiter. Sein Schwerpunkt liegt darauf, das Thema KI zu entmystifizieren, um es EPUs, KMUs und der breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen.
Zur Präsentation vom 9.9.2025
© Foto Fischer